Wie kann ich mir Verhaltenstherapie in der Gruppe vorstellen?

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Es gibt sehr viele verschiedene Varianten der Gruppentherapie. Fast jeder Therapeut und jede Therapeutin gestaltet sie ein bisschen anders. Bei mir beginnt der gemeinsame Weg mit einem Kennenlern-Gespräch zu zweit, in dem wir uns anschauen, was Ihnen Schwierigkeiten bereitet. Dann gleiche ich ab, ob sich gerade genügend andere auch mit diesem Problem herumschlagen. Wenn ja, kann eine Therapiegruppe entstehen.  Im nächsten Schritt klären wir alle Fragen, die Sie dazu haben – erst einzeln, und in der nächsten Stunde dann zusammen mit den anderen Teilnehmenden.

Der eigentliche Therapieweg beginnt mit dem psychologischen Einmaleins. Das meint zum Beispiel die Frage, wie die belastenden Gefühle entstehen, die vielen von uns das Leben schwer machen. Und welche Wege es gibt, mit ihnen umzugehen. Außerdem lernen wir, wie wir unsere tiefen Bedürfnisse sicher erkennen können, um sie im nächsten Schritt möglichst gut zu erfüllen. Genau wie eine Methode, die eigenen Lebensziele übersichtlich herauszuarbeiten und einige andere Sachen.

Anschließend starten wir mit dem Hauptteil der Therapie. Dabei arbeiten alle Mitglieder der Gruppe – einzeln und zusammen – die inneren Ursachen für die Schwierigkeiten heraus, die sie jeweils am stärksten bedrücken. Das können strenge Selbsturteile, Katastrophenszenarien, falsch gelernte Angewohnheiten aus der Vergangenheit oder andere Stolpersteine dieser Art sein. So entsteht eine ausführliche Sammlung unnützer Gedankenbauwerke. Sie werden von der Gruppe Stück für Stück auseinandergenommen und anschließend durch etwas Sinnvolleres ersetzt.

Bei einigen Themen geht das gemeinsam besonders gut. Zum Beispiel, wenn jemand den Gedanken in sich hat „Ich darf keine Fehler machen, sonst mag mich niemand mehr“. Denn das kann in der Gruppe leicht überprüft werden. Jede/r Teilnehmende wird während der Therapie einmal unperfekt sein – sich versprechen oder etwas nicht verstehen oder zu spät kommen oder so. Und man kann ja die anderen fragen, ob sie die Person deswegen weniger mögen. Wenn nicht, kann der blöde Perfektions-Satz danach in einen sinnvolleren umgewandelt werde. Etwa in „Fehler sind normal, mit denen kommen alle gut klar“.

Auch diese nützlichen Sätze sammeln wir und dann üben Sie sie – im letzten Schritt der Therapie. Zusammen mit einer Unterstützungsperson suchen Sie dafür Situationen auf, die Ihnen normalerweise schwerfallen. Solche, in denen Durchsetzungsfähigkeit gefragt ist. Oder solche, in denen man diszipliniert an langweiligen Dingen dranbleibt. Oder solche, in denen andere Menschen eine ganz andere Meinung vertreten als Sie. Oder eine ganz andere Situation, je nachdem, wo bei Ihnen der Schuh drückt. Sie beginnen die Übungen zunächst mit kleinen Herausforderungen und arbeiten sich dann Schitt für Schritt zu den großen vor. Und spätestens wenn Ihnen die großen keine Probleme mehr bereiten, wissen Sie: Ich habe eine ganze Menge unnützen Ballast abgeworfen.

Funktioniert Gruppentherapie überhaupt?

Viele Menschen haben beim Thema Psychotherapie erst einmal zwei Personen vor Augen: Eine die behandelt und eine, die behandelt wird. Aber Hilfe bei psychischen Schwierigkeiten passiert in Deutschland auch gar nicht selten in der Gruppe. Und die gute Nachricht aus den meisten aktuellen Studien ist: Eine sinnvoll aufgezogene Gruppentherapie kann genauso gut helfen wie die Arbeit zu zweit. Alle heilsamen Sachen können Sie sich auch prima mit anderen zusammen erarbeiten.

Verhaltenstherapie in der Gruppe

Welche Vorteile hat es, in der Gruppe Therapie zu machen?

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Gruppentherapie hat einige nützliche Vorteile gegenüber dem Gespräch zu zweit.

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Man merkt oft sehr schnell, dass es anderen ganz ähnlich geht: Sie blicken auf dunkle Momente in ihrer Vergangenheit zurück, kämpfen sich manchmal einfach nur irgendwie durch den Tag, hadern mit ihrem Leben. Vielen hilft es zu wissen, dass sie nicht die Einzigen sind und auch nicht alle Probleme alleine lösen müssen.

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In der Gruppe sind einige der heilsamen Übungen deutlich leichter umzusetzen: Rollenspiele zum Beispiel, in denen Sie sich auf bestimmte Situationen optimal vorbereiten können. Oder das Training, ganz offen über die eigenen Gefühle zu sprechen. In einem Rahmen, wo Ihnen alle wohlwollend begegnen und Sie gute Erfahrungen machen können. Überhaupt übt man ganz automatisch alle Fähigkeiten, die im Umgang mit anderen wichtig sind.

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Sie bekommen viel Hilfe durch die anderen: Mit Schwarmintelligenz lassen sich Lösungen finden, auf die Sie alleine vielleicht nicht gekommen wäre. Andere können Rückmeldung von außen geben, ein Vorbild sein oder auch ganz praktische Hilfe zur Verfügung stellen.

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Genauso kann man aber auch daran wachsen, andere bei ihren Schwierigkeiten zu unterstützen und dabei zu entdecken, was man gut kann.

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Und nicht zuletzt ist Gruppentherapie deutlich schonender für den Geldbeutel. Denn man teilt sich die Kosten ja mit den anderen.